Zwischen TukTuks und heiligen Kühen

Zwischen TukTuks und heiligen Kühen

Für knapp drei Monate durfte Aaron in unserem Büro in Indien arbeiten. Was er dort erlebt hat beschreibt er im neuen Blogbeitrag.

Ausbildung und Studium
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Fremde Gewürze, heilige Kühe und Taj Mahal. Wohl die wichtigsten Assoziationen, die ich bis vor einigen Monaten noch mit Indien verbunden habe. In den vergangenen drei Monaten durfte ich nun ganz neue Eindrücke von diesem Land sammeln. Im Rahmen meines dualen Studiums habe ich unsere Kolleginnen und Kollegen im indischen Einkaufsbüro in Neu-Delhi unterstützt und konnte in eine für mich ganz neue Kultur eintauchen.

Auf nach Indien

Nach meinem Abitur war ich bereits im Rahmen eines Freiwilligendienstes für knapp ein Jahr in China und habe vor Ort eine für mich bis dahin gänzlich fremde Kultur, Sprache und viele neue Menschen kennen lernen dürfen. Schon auf dem Rückflug nach Deutschland war mir damals klar, dass ich unbedingt noch einmal wieder nach Asien zurückkehren möchte.

Nach dem Aufenthalt in China begann ich im August 2020 ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre bei FRICKE und der Gedanke rückte vorerst in den Hintergrund. Als sich dann im Vorfeld meiner Praxisphase im Produktmanagement Ende 2022 aber die Möglichkeit abzeichnete, für einige Zeit nach Indien zu gehen, brauchte ich nicht lange, um dem Angebot zuzustimmen. Nach einigen Monaten im Produktmanagement stand der finale Plan und die Flugtickets in das neue Abenteuer waren gebucht.  In Indien habe ich aber nicht nur viel im Rahmen der Arbeit dazulernen können, sondern auch abseits der Arbeit viel erleben dürfen. Besonders von den vielen Erlebnissen abseits der Arbeit möchte ich in diesem Beitrag berichten.

Erste Eindrücke

Am Montagmorgen fahre ich früh morgens nach Hamburg und fliege von dort aus über Frankfurt nach Neu-Delhi. Vor Ort erwartet mich unser Kollege Karan, den ich bereits einige Wochen zuvor in Heeslingen kennenlernen konnte. Neben der Wärme erstaunt mich insbesondere der Verkehr im Flughafen-Parkhaus. Während ich darauf warte, dass unser Kollege Karan mit dem Auto vorfährt, beobachte ich ein erstes Mal den indischen Verkehr, den ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne. Hunderte Autos versuchen hupend schnellstmöglich aus dem Parkhaus herauszufahren und scheinen dafür bereit zu sein, mit knappen Fahrmanövern Lack und Felgen aufs Spiel zu setzen. Ähnlich geht es dann auch auf der Fahrt zum Hotel weiter: Klar gekennzeichnete Fahrspuren, Rechtsfahrgebot und Kuh-freie Straßen – vor zwölf Stunden noch Normalität, ist nun das genaue Gegenteil hier ein erster Stoß ins kalte Wasser, lösen in mir aber komischerweise ein Gefühl der Vorfreude auf die kommenden Wochen und vielen neuen Erfahrungen aus.

Am nächsten Morgen fahre ich dann zum ersten Mal in unser Büro in Neu-Delhi. Das Büro ist in einem großen Geschäftsgebäude, in dem auch viele weitere internationale Unternehmen sitzen. Wie auch in unserem Beitrag zum IPO Neu-Delhi beschrieben, liegt das Büro in einem Vorort von Neu-Delhi, in dem insbesondere viele ausländische Techkonzerne in riesigen, gläsernen Gebäuden ansässig sind.

Unser Büro (rechts) ist in einem modernen Geschäftsgebäude im Techzentrum Neu-Delhis

Cricket, Taj-Mahal und Mumbai

Lange habe ich aber nicht, um mich im Büroalltag einzuleben. Bereits am nächsten Tag geht es mit einem Kollegen zu Lieferantenbesuchen nach Nordindien. In Deutschland hatte ich zwar schon erste Erfahrungen im Kontakt mit Lieferanten sammeln können, dort aber noch in anderer Funktion. Als Mitarbeiter von FRICKE werde ich hier als Vertreter des Unternehmens und Ansprechpartner für die Lieferanten wahrgenommen und muss mich schnell in diese neue Rolle einfinden. Dank guter und enger Zusammenarbeit mit dem Team in Heeslingen funktioniert das aber sehr gut.

Von alten hinduistischen Tempeln bis zum modernen Cricket-Stadion

Wie im Flug vergeht Woche um Woche und der Stapel an gesammelten Visitenkarten wächst mit jedem weiteren Lieferantenbesuch. Bei den Besuchen diskutieren wir beispielsweise über neue Entwicklungen und schauen uns die Produktionen an. Parallel zu den Besuchen und Auditierungen versuchen mir unsere indischen Kolleginnen und Kollegen bei jeder Gelegenheit, Land und Kultur näher zu bringen. So werde ich jeden Tag ein größerer Cricket-Fan, dem indischen Nationalsport und darf sogar einmal unseren Kollegen Nishant zu einem Spiel begleiten. Auf anderen Reisen beispielsweise in den Süden von Indien besuchen wir riesige Tempelanlagen und ich darf in den Hinduismus eintauchen.

Ein Besuch des Taj-Mahals in Agra darf nicht fehlen. Selbst am Dienstag Morgen um neun sind hier bereits tausende Touristen

Neben einem Besuch des weltberühmten Taj-Mahals in Agra, einer Stadt in der Nähe von Delhi, steht auch ein Kurztrip nach Mumbai auf dem Programm. Die Stadt verbindet Strand und Skyline mit englischen Kolonialbauten und indischer Kultur: eine wirklich einzigartige Kombination, die sich nur schwer in Worten fassen lässt. Gemeinsam mit unserem Kollegen Karan verbinde ich hier Lieferantenbesuche mit dem Besuch einiger Sehenswürdigkeiten. Da es auch für ihn das erste Mal in der Metropole an der Westküste ist, erkunden wir die Stadt gemeinsam, wenn auch der dichte Verkehr uns ein Durchkommen nicht gerade einfach macht.

Mumbai - eine facettenreiche Stadt

Zwischen TukTuks und heiligen Kühen

Jener Verkehr, den ich bereits eingangs erwähnt habe, ist wohl auch einer der Eindrücke, der mir wohl am meisten im Gedächtnis bleiben wird. Bei Fahrten mit den weltbekannten „Tuk-Tuks“, dreirädrigen Taxis, bekommt man immer wieder den Eindruck, dass die Fahrer hier eine Art sechsten Sinn für den Verkehr haben müssen. Knappe Fahrmanöver und Zentimeterabstände in der Rushhour sind hier keine Seltenheit und lassen mich zumindest in den ersten Wochen auch im Auto als Beifahrer noch immer wieder nervös werden.

Ob TukTuks, Kühe oder riesige Gottesstatuen: Auf Delhis Straßen gibt es immer etwas zu entdecken

Und dann sind da noch die Kühe. Während ich zuvor noch dachte, Kühe in Indien wären ein überholtes Vorurteil, so belehren mich schon wenige Tage in Indien eines Besseren. Kühe sind im Stadtbild nicht nur in Delhi, sondern im ganzen Land omnipräsent. Sie sitzen an der oder auf der Straße, beobachten gespannt den Verkehr oder suchen in den Müllbergen am Straßenrand nach etwas Essbarem. Kühe sind heilig: Keiner käme auf die Idee, sie zu verscheuchen. Viele von ihnen haben zudem auch keinen Besitzer. In vielen Stadtvierteln gibt es sogenannte „Cow-Shelter“ – durch Spenden finanzierte Unterkünfte für die wilden Kühe, in denen sie versorgt und gefüttert werden. Früh morgens sind in der ganzen Stadt Freiwillige unterwegs, die „Chapati“, traditionelles indisches Brot, und Spenden sammeln, um die Kühe zu versorgen. Einen dieser „Cow-Shelter“ darf ich gemeinsam mit unserem Kollegen Hitesh und seinen Kindern an einem Wochenende besuchen, bevor ich Zuhause bei seiner Familie zum Mittagessen eingeladen bin. Es sind diese Wochenenden und Erlebnisse, die mir am meisten Freude bereiten, weil sie einen direkten Blick auf Kultur, Land und Leute gewähren, der einem aus der Ferne verwehrt bleibt.

Kühe sind in Indien Teil des Stadtbildes. Viele Stadtviertel haben extra Unterbringungen für die Kühe (rechts)

Zurück nach Heeslingen

Mit diesen und vielen weiteren Erfahrungen im Gepäck geht es dann Mitte Juni zum Flughafen nach Delhi. Nach der Verabschiedung der Kollegen steige ich in das Flugzeug und bin schon wenige Stunden später am nächsten Morgen zurück im deutschen Alltag in Heeslingen, aber deutlich reicher an Erfahrungen und Eindrücken.

Für diese unglaubliche Zeit und die vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen möchte ich mich insbesondere bei unserem Team in Indien bedanken. Ob Mittagspause, Wochenendausflug oder lange gemeinsame Autofahrten: Ihr habt diese Wochen erst zu dem gemacht, was sie am Ende für mich waren: eine einzigartige Erfahrung.

Fast parallel zu meinem Aufenthalt war mein Kommilitone und Kollege Christian für drei Monate an unserem neuen Standort in den USA. Was er dort erleben durfte lest ihr hier.

PS: In dem Beitrag habe ich aus Platzgründen auf das Thema Essen verzichtet. Hätte ich angefangen über die indische Küche und das unglaublich gute Curry zu berichten, das ich jeden Tag essen durfte, wäre Text womöglich doppelt so lang geworden.

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